Neue Steuern und Abgabensätze für Strom und Gas: Das ändert sich 2022

Explodierende Rohstoff- und Energiepreise, die Weltmärkte spielen bereits seit Monaten verrückt. Konkret sind die Energiekosten innerhalb des letzten Jahres um ca. 35 Prozent angezogen und wiesen zum Ende 2021 nie dagewesene Rekordstände auf. Die hohen Energiepreise haben dabei auch mit einem erheblichen Anteil zu den momentan hohen Inflationsraten in der EU beigetragen. So wurden die kürzlich veröffentlichte Januarinflation mit fast 5% zu einem Drittel auf die hohen Energiepreise zurückgeführt. Mit den aktuell ausufernden Energiepreisen, droht eine Energiekrise, die die Wirtschaft und die Haushalte gleichermaßen hart treffen wird.

Nach langer Stille, hat jetzt auch die Politik erkannt, dass diese „Energiekrise“ sich nicht nur zu sozialen, sondern auch zum wirtschaftlichen Sprengstoff entwickeln könnte und versucht nun, partiell gegenzusteuern.

EEG-Umlage 2022

Deshalb wurde durch die Große Koalition zunächst beschlossen, ab dem 01.01.2022 die EEG-Umlage von 6,50 auf 3,723 ct/kWh herabzusetzen und die EEG-Umlage ab 2023 komplett abschaffen zu wollen. Neuesten Informationen zur Folge, hat sich die Ampelkoalition jetzt sogar auf eine noch schnellere Abschaffung des EEG-Zuschlags verständigt und plant die EEG-Umlage bereits ab dem 01.07.2022, also noch dieses Jahr, ersatzlos zu streichen, um die erheblichen Kostensteigerungen für die Verbraucher zumindest etwas abzudämpfen.

Die EEG-Umlage war dabei im Jahr 2000 in Höhe von 0,19 ct/kWh eingeführt worden, um den Ausbau von Solar-, Wind-, Biogas- und Wasserkraftwerken zu fördern und hatte seinen Höchststand 2017 mit dem 36-fachen und 6,88 ct/kWh erreicht.

CO2-Abgabe 2022

Die seit 01.01.2021 zu entrichtende CO2-Abgabe nach BEHG wird entsprechend des jeweiligen Treibhausgasausstoßes, der bei der Verbrennung der jeweiligen Energieträger freigesetzt wird, umgelegt. Der nationale Preis für eine Tonne CO2-Emissionen startete dabei 2021 mit 25 Euro und erhöht sich für das Jahr 2022 um weitere 5 €/t auf 30 Euro/t. Für Erdgasverbraucher erhöht sich damit der umgerechnete Aufpreis auf ca. 0,65 ct/kWh.

Die Aufschläge auf Benzin erhöhen sich von 5,6 ct/l (2021) auf 6,7 ct/l (+ 1,1 ct/l). Beim Diesel und Heizöl erhöht sich der Aufschlag von 6,5 ct/l (2021) auf 7,7 ct/l (+ 1,2 ct/l).

Offshore-Netzumlage 2022

Die Offshore-Netzumlage steigt ab dem 01.01.2022 von 0,395 ct/kWh auf 0,419 ct/kWh für nichtprivilegierte Letztverbraucher.

KWKG-Umlage 2022 (Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz)

Ab dem 01.01.2022 steigt die KWKG-Umlage von zuletzt 0,254 auf 0,378 ct/kWh auf die nichtprivilegierten Letztverbräuche.

19 StromNEV-Umlage 2022 (Stromnetzentgeltverordnung)

Die § 19 StromNEV-Umlage für Letztverbrauchskategorie A' für Strommengen bis 1.000.000 kWh je Abnahmestelle und Jahr steigt ab 01.01.2022 von 0,432 auf 0,437 ct/kWh.

Für Stromverbräuche die über 1.000.000 kWh hinausgehen, wird dann eine Umlage von 0,05 ct/kWh fällig. Privilegierte Unternehmen (Letztverbrauchergruppe C) müssen für Stromverbräuche über 1.000.000 kWh maximal 0,025 ct/kWh entrichten.

Abschaltbare Lasten-Umlage 2022

Die Umlage für abschaltbare Lasten sinkt ab dem 01.01.2022 von 0,009 ct/kWh auf 0,003 ct/kWh.

 

Ein Ausblick auf das 1. Halbjahr 2022:

Einiges spricht derzeit dafür, dass sich die Weltmärkte 2022 allmählich wieder beruhigen könnten. Es wird zwar noch mit potenziell steigenden Energiepreisen bis weit in das Jahr 2022 gerechnet, vermutlich bleiben auch die Preise für Erdgas, trotz aktuell milden Winters, in den ersten Monaten dieses Jahres noch hoch, dürften dann aber voraussichtlich im Frühjahr wieder zurückgehen.

Ob die Politik für die Entlastung bei den Energiekosten auch die Senkung der Stromsteuer in den Blick nimmt bleibt abzuwarten. Denn jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gekommen, die Dinge wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Der Staat müsste nämlich zuerst bei den Kosten ansetzen, die er selbst verursacht. Das heißt, Steuern und Abgaben deutlich zu reduzieren, um Unternehmen und Haushalte nachhaltig zu entlasten. Ferner könnte man damit auch einem wichtigen Treiber der aktuellen Inflationsentwicklung, seine Nahrung entziehen.