Derzeitige Gasspeicherstände und deren Auswirkungen auf die Spotmarktpreise

Die Gasspeicherstände haben, obwohl diese Anfang Oktober 2020 noch nahezu zu 95% gefüllt waren, sich bis dato drastisch geleert und weisen aktuell am 03.03.21 gerade noch einen Füllstand von rund 30% auf. Die verhältnismäßig niedrigen Temperaturen in diesem Winter haben zu entsprechenden Mehrbedarf bei den Heizkunden sowohl im Privat- als auch im Geschäftskundenbereich geführt. Zum Vergleich, das Mittel der letzten 5 Jahre lag bei 47% Gasspeicherfüllstand und damit im vergleichbaren Zeitraum rund 17% höher. Selbst wenn der März relativ milde Temperaturen aufweisen sollte, wird die Ausspeichersaison der Gasspeicherbetreiber Ende März einen vergleichsweise niedrigen Speicherfüllstand aufweisen. Was bedeutet dies nun für die weiteren Spotmarktpreise in diesem Jahr?

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden die Spotmarktpreise in den Quartalen Q2/21 und Q3/21 deutlich über den durchschnittlichen Spotmarktpreisen der vergangenen Jahre liegen. Traditionell befüllen nämlich die Gasspeicherbetreiber bzw. -nutzer in den Sommerquartalen die geleerten Speicher und treten somit als wichtiger Gasnachfrager auf dem Großhandelsmarkt auf. Doch diesmal werden erhebliche Mehrmengen gegenüber den Vorjahren benötigt. Wir schätzen den Mehrbedarf aktuell auf rund 39 TWh ein. Allein dieser Effekt dürfte die Spotmarktpreise erheblich nach oben treiben. Wenn dann noch eine zusätzliche Nachfrage auf Grund von Gasverstromung, insbesondere wenn die erneuerbaren Energien nicht genügend Strom liefern können, kurzfristig auf den Spotmarkt zukommt, dann sind Preise jenseits von 18 €/MWh nicht unwahrscheinlich. Dabei ist ein eventuelles Anziehen der Produktion in der Wirtschaft für dieses Jahr noch nicht mitberücksichtigt.

Derzeit liegt der durchschnittliche Gasspotmarktpreis des Jahres bei 18,56 €/MWh und somit rund 2,10 €/MWh über dem fünfjährigen Mittelwert. Eine ähnliche Größenordnung können wir uns für die Sommerquartale 2021 auch vorstellen. Dies würde einem derzeitigen Spotmarktprognosewert von rund 16,20 €/MWh entsprechen, vorausgesetzt, dass andere wichtige Parameter sich nicht zwischenzeitlich noch signifikant verändern.

Insofern sollten die Unternehmen, welche mehrheitlich den Spotmarkt zur Preisoptimierung nutzen, aus Risikomanagementgesichtspunkten für sich individuell prüfen, ob ggf. eine kurzfristige Preisabsicherungsstrategie am Terminmarkt sinnvoll ist.